Eine kurze Geschichte von Werner Borcharding und einer folgenschweren Entscheidung | 23′
von Caroline Nokel 2010
WDR5 05/2011
Was tun, wenn man überzeugt davon ist, der Arbeitgeber habe eine Straftat begangen? Der eigenen Überzeugung folgen oder lieber Stillschweigen bewahren? Der Steuerfahnder Werner Borcharding hatte Beweise für gedeckte Steuerhinterziehung im großen Stil und hielt sich an seinen Amtseid. Er erstattete Anzeige, anonym. Die Konsequenzen: Das beschuldigte Unternehmen musste hohe Geldbußen zahlen, doch Borchardings Vorgesetzte kamen ungeschoren davon. Nur Werner Borcharding wurde aus der Steuerfahndung abgezogen und auf einen Arbeitsplatz für Berufsanfänger versetzt. Nie hätte der pflichtbewusste Staatsdiener das für möglich gehalten. Das Mobbing belastete ihn so sehr, dass er in den vorzeitigen Ruhestand ging. Jetzt hat er zwar Zeit zum Angeln und für sein Fotolabor. Aber eigentlich würde er lieber Steuern eintreiben. Die Vergangenheit lässt ihm keine Ruhe – und so kämpft er mittlerweile beim vierten Finanzminister für seine Rehabilitierung und engagiert sich im Whistleblower-Netzwerk.